Verein

Herrn Leopold Steuer aus Esseratsweiler ist es zu verdanken, dass der Werdegang der Musikkapelle Achberg erforscht und schriftlich festgehalten wurde.


Als junger musikbegeisterter Mann versuchte er, den Zeitpunkt zu erfahren, wann es in Achberg zum ersten Mal eine Musikkapelle gegeben hat. Durch mündliche Nachforschungen brachte er in Erfahrung, dass dies zwischen 1860 und 1970 war. Sein Wissen hielt er in einer von ihm verfassten Vereinschronik fest, welche der heutigen Generation Nachweis über das Wirken der Musikkappelle Achberg von etwa 1864 bis 1954 ist.

Die ersten Aufzeichnungen über die Musikkapelle Achberg stammen aus dem Jahr 1872, als deren Leiter, Herr Lehrer Maichele, bei der Gemeinde Achberg um die Genehmigung nachsuchte, zum Kauf von Musikinstrumenten eine Sammlung veranstalten zu dürfen und aus dem Jahr 1886. Damals nahm die Achberger Musik an einer Veranstaltung in Wangen im Allgäu teil. In jener Zeit und noch bis zur Jahrhundertwende bestand die Musikkapelle aus etwa zehn Personen, Kapellmeister war nach Herrn Maichele um 1885 für kurze Zeit Alois Beck aus Baind und nach dessen Ausscheiden Georg Lehle aus Esseratsweiler, In den Jahren von 1890 bis 1906 fanden mehrere große Veranstaltungen statt, politische Feiern und andere Feste. Nach dem Tod oder Wegzug einiger Musikanten und Querelen zwischen den Bläsern ging es mit der Musik immer mehr abwärts und schließlich zu Ende.

Zu dieser Zeit bestand in Achberg ein kleiner Männerchor, den Leopold Steuer leitete. Da 1908 zu einer Weihnachtsfeier eine Musik benötigt wurde, entschloss sich Leopold Steuer auf Drängen des Radfahrervereins, mit den verbliebenen Musikanten und einigen Zugezogenen eine neue Kapelle zu gründen. Großen Verdienst am Zustandekommen dieser neuen Kapelle hatte Xaver Mayer aus Siberatsweiler. Die neue Kapelle nannte ich “ Musikgesellschaft Achberg“. In den folgenden Jahren bis zum 1. Weltkrieg war eine rege Tätigkeit mit vielen Konzerten und Festen, bei denen die Musik mitwirkte. Auch von auswärtigen Gaststätten wurde die Achberger Musikkapelle eingeladen zur Darbietung von Konzerten und zu Tanzveranstaltungen. In der Weihnachtszeit gab es Konzerte und Theateraufführungen. Dann kam der 1. Weltkrieg. Nachdem die meisten Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen wurden, einige auch schon gefallen waren, hörte die Musik 1916 auf.

Erst 1919 fanden sich die Musikanten wieder zusammen. Es war wohl der Initiative von Leopold Steuer zu verdanken, daß dies zustande kam. Es wurden auch junge Leute ausgebildet und in die Musikgesellschaft aufgenommen, so dass diese wieder aus 18 Mitgliedern bestand. Im Laufe der Zeit versucht Leopold Steuer sine Musiker an etwas anspruchsvollere Literatur heranzuführen, wobei ihr auch größerer Enttäuschungen nicht erspart blieben. 1923 wurde anlässlich der Weihe neuer Kirchenglocken in Esseratsweiler ein großes Fest veranstaltet, bei dem die Musik viele Aufgaben zu erfüllen hatte. Alljährlich gab es mehrerer Konzerte, die Musik nahm an vielen weltlichen und kirchlichen Feiern teil, spielte an Hochzeiten, Beerdigungen usw. 1927 wurde eine einheitliche Bekleidung angeschafft, die Joppen aus dunkelgrünem Tuch und einen Steyrer Hut. Die Kosten betrugen dafür damals 1.035 Reichsmark.

Die folgenden Jahre gingen mit freudigen, aber auch traurigen Anlässen vorüber, letzterer aren 1931 der Tod von Xaver Mayer, einem Mitbegründer der Musikgesellschaft und 1932 das Ableben von Bürgermeister Kaeß, einem besonderen Freund und Förderer. Dann kam wieder ein unseliger Krieg. Die jungen Bläser wurden teilweise zum Kriegsdienst einberufen und die Älteren gaben auf oder starben. Wenn eine Veranstaltung war, oder wenn sonst Musik gewünscht wurde, musste Verstärkung aus der Nachbarschaft geholt oder eine auswärtige Musikkapelle gebeten werden. 1946 war die Musikkapelle wieder einmal am Ende.

Im Herbst 1948 wünschten einige junge Männer das Blasen auf Musikinstrumenten zu lernen, um wieder einen Neuanfang mit der Musikkapelle zu machen. Sie wurden von Leopold Steuer unterrichtet und mit den inzwischen aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrten Musikanten wurde 1949 wieder neu begonnen; 1953 kamen noch 4 Holzbläser hinzu. Es folgten viele Konzerte, Theateraufführungen und sonstige musikalische Darbietungen in der Gemeinde und auswärts. 1954 übergab Leopold Steuer aus Altersgründen die Leitung der Musik in die Hände von Karl Braiger aus Esseratsweiler.

1955 wurde der „Musikverein Achberg“ gegründet. Der Vorstand wurde Michael Goldbrunner aus Bahlings, ein langjähriges, aktives Mitglied der Musikkapelle. 1956 bekam die Musik wieder neue Uniformen, rechtzeitig zur Feier des 50jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Achberg. Im Jahr 1957 verzog Dirigent Karl Braiger nach Laupüheim, um dort die Stelle des Stadtkapellmeisters zu übernehmen. An diese Stelle trat Alois Koros aus Buflings; dieser war wie seine Vorgänger zuvor aktiver Musiker. Er leitet seither mit unermüdlichem Eifer und sehr hohem persönlichen Einsatz die Kapelle.

Im gleichen Jahr trat die Musik dem „Bund Süddeutscher Volksmusiker“ bei. Wie in früheren Jahren nahm, die Musikapelle an vielen Festen in der eigenen wie in anderen Gemeinden teil bei Jubiläen, Hochzeiten, Beerdigungen und anderen Anläßen. Alters- und Ehejubilare wurden und werden regelmäßig durch ein Ständchen geehrt, die Musik begleitet am Weißen Sonntag die Erstkommunikanten in die Kirche, nimmt teil an der Fronleichnamsprozession und bestreitet bei allen Vere4insveranstaltungen den musikalischen Part. Der Aufgaben sind es gar viele und vor jedem Musizieren in der Öffentlichkeit sind viele Stunden Probe nötig. 1964 ging ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung: die Kapelle erhielt eine Vereinsfahne, ein Anlass zu einem großen Fest, das in Verbindung mit dem 100-jährigen Jubiläum mit zahlreichen Nachbarkapellen gefeiert wurde. 1966 legte Michael Goldbrunner das Amt des Vereinsvorstandes aus Altersgründen nieder; neuer Vorstand wurde Johann Lanz aus Esseratsweiler.

1972 erhielt die Musik eine neue Trachtenkleidung. Nach 20jähriger bat Vereinsvorstand Johan Lanz 1986 um seine Ablösung, an seine Stelle wurde Fritz Kaeß aus Pechtensweiler als neuer Vorstand gewählt. 1987 erhielt Alois Koros die Silberne Fördermedallie für 30jährige Stabführung. Das Jahr 1989 stand für den Musikverein ganz im Zeichen des 125jährigen Bestehens. Nach gründlicher Vorbereitung sowie der Anschaffung einer oberschwäbischen Tracht, ging das Fest vom 28.07.-30.07. über die Bühne. Beim Festabend verlieh Herr Kreisverwaltungsdirektor Braun im Auftrag des Bundespräsidenten dem Musikverein die Pro-Musica-Plakette.Höepunkt des Festes war der Gemeinschaftschor und der aus 31 Gruppen bestehende Festzug.

Zu Anfang des Jahres 1993 erfolgte die Übergabe des Dirigentenstabes von Alois Koros an Andreas Schorer. Alois Koros hatte die Kapelle seit 1957, also 36 Jahre, mit sehr viel Engagement und persönlichem Einsatz geleitet und bat schon öfters um seine Ablösung. Andreas Schorer, der schon einige Zeit in Esseratsweiler wohnte und com Musikverein Wasserburg als gut ausgeblideter Klarinettist zu uns gestossen war, erklärte sich bereit, die Kapelle zu übernehmen. Alois Koros wurde für seine Verdienste um die Musik mit der Verdienstmedaille in Gold des internationalen Musikbundes des CISM ausgezeichnet, sowie zum Ehrendirigenten des Musikvereins ernannt. Beim Heimatfest 800Jahre Achberg im August 1994 hatte die Kapelle am Gelingen des Festes einen wesentlichen Anteil. Da sich Dirigent Andreas Schorer 1998 verändern wollte und die Leitung der Musikkapelle Leupolz übernahm, erklärte sich Ehrendirigent Alois Koros in dankenswerter Weise bereit, vorläufig die entstandene Lücke auszufüllen.

Das Jahr 2001 stand im Zeichen des Generationenwechsels. Thomas Martin aus Neukirch war bereit, die Stelle des Dirigenten anzutreten und als bei der Generalversammlung der langjährige und verdiente Vorstand Fritz Kaess um Ablösung bat, wurde Thomas Fischer in dieses Amt gewählt. In den letzten Jahren hat der Musikverein eine gewisse Reisefreudigkeit entwickelt. So fuhren wir im Oktober 2001 zum Deutschen Weinfest nach Neustadt an der Weinstrasse, wo wir am grossen Festumzug teilnahmen. Im August 2002 und 2003 besuchten wir die ca. 1050 km entfernte Partnergemeinde St. Genis des Fontaines in Frankreich und im Juni 2003 unsere Freunde in Rabenstein in Südtirol, wo wir an ihrem Musikfest teilnahmen.